
Ein Drucker, der bereits bedruckte Seiten wiederverwertet? Was im ersten Moment paradox klingt, könnte schon bald eine Revolution auf dem Druckmarkt sein. Trotz fortschreitender Digitalisierung zählt Papier immer noch zu den am häufigsten genutzten Verbrauchsmaterialien. Allein in deutschen Büros werden jährlich viele Tonnen des Naturrohstoffs zum Drucken förmlich verschwendet. Diesem nicht nur finanziellen sondern vor allem ökologischen Problem widmet sich der mexikanische Ingenieur David Leal. Mit seinem Projekt „Unprinter“ will er bedrucktes, aber nicht mehr benötigtes Papier wieder für Drucke nutzbar machen.
Drucken ist unter Umständen eine teure Angelegenheit
Allein in deutschen Unternehmen* werden 3% des Umsatzes bzw. 30 Milliarden Euro in Druckkosten investiert. Davon werden jährlich etwa 800.000 Tonnen DIN A4 Papier für Büro und Administration finanziert. 80% dieser Papiermenge wird jedoch noch innerhalb derselben Woche wieder entsorgt. Täglich druckt jeder Mitarbeiter im Schnitt 31 Seiten, was in etwa einen Bedarf von 1,2 Bäumen pro Jahr und Angestellten bedeutet und laut einer Studie der amerikanischen „Association for Information and Image Management“ wird der Papierverbrauch bei einem Drittel der Unternehmen sogar noch weiter ansteigen. Die „Unprinter“-Technologie* vom Jungunternehmen Reduse Ltd. Mit Sitz in England will diesen Prozess nun durchbrechen.
Unprinter? Das verbirgt sich hinter dem Begriff
Ein Unprinter, auch Löschdrucker genannt, ist in der Lage Laserdrucke auf Papier wieder zu entfernen, ohne das Papier dabei zu beschädigen. Das Resultat ist immer ein weißes Blatt Papier, welches neuen Druckaufgaben wieder zur Verfügung steht – ganz ohne umständliches Papierrecycling. Wie aber ist dieses „Unprinting“ technisch möglich?
Zunächst wird bedrucktes Papier von einem 30 Watt starken Laser bestrahlt. Die nicht hitzebeständigen Harze im Toner werden dabei mit kurzen Impulsen zum Platzen gebracht, sodass sie zu CO2 und Wasser verdampfen und der restliche Toner als Staub auf dem Papier zurückbleibt. Dieser Feinstaub wird mittels einer Saugmechanik entfernt, sodass als Endergebnis ein weißes Blatt Papier übrig bleibt. Dieser Vorgang kann bei Bedarf sogar mehrfach wiederholt werden, falls doch noch Rest übrig bleiben. Möglich macht dies die kurze Bestrahlungszeit: die kurzen Laserimpulse greifen zwar den Toner, nicht aber das Papier an.
Zukunftsvisionen Unprinter?
Noch befindet sich der Unprinter in der Entwicklungsphase. Das große ökonomische wie ökologische Potenzial ist aber jetzt bereits zu erkennen. Laut Reduse sollen die Kosten für Drucke im Unternehmen damit bis zu 40% und die CO2-Emissionen sogar um 80% gesenkt werden können. Auch der Umgang mit der Ressource Papier würde sich wohl radikal verändern. Ein effektiv geringerer Papierverbrauch senkt die Nachfrage nach diesem Rohstoff, was wiederum die Produktion von Papier und somit die Abholzung stark einschränken würde. Praktischer Nebeneffekt: es fällt dann auch weniger Papiermüll im Unternehmen an, was die Recyclingkosten senkt. Fehlerhafte Drucke oder nicht mehr benötigte Dokumente* würden einfach in frisches Druckpapier umgewandelt. Auch die Aktenvernichtung kann so unternehmensintern deutlich reduziert werden.
Noch gibt es einige Hürden…
Bis diese Visionen umgesetzt werden können ist jedoch weitere Forschung am Unprinter notwendig. Denn marktreif ist die bahnbrechende Technologie noch nicht. Größtes Hindernis* sind die derzeitigen Produktionskosten. Allein der verbaute Laser kostet aktuell 10.000 Euro, die Kosten für den gesamten Unprinter liegen weitaus höher. Doch auch die Löschdauer ist noch nicht effizient genug. Für ein einziges Blatt werden knapp 7 Minuten benötigt. Laut Aussagen der Reduse Ltd. soll der Unprinter später für knapp 2.000 Euro auf den Markt kommen und dann nur noch 30 Sekunden für die Löschung eines einzelnen Blattes benötigen. Das sind bereits interessante Aussichten.
Unterm Strich…
Der Unprinter ist eine äußerst interessante Innovation mit großem Potenzial. Sollte diese Technologie in der Zukunft marktreif werden, sind nicht nur wirtschaftliche Einsparungen für Unternehmen möglich. Auch die Umwelt kann durch weniger Abholzung und einen besseren CO2-Haushalt davon profitieren. Sie könnte auch eine Revolution in der Papierindustrie hervorrufen – und neue Marktnischen erschließen.